
Andreas Neeser, geboren 1964. Studierte Germanistik, Anglistik und Literaturkritik in Zürich und war am Aufbau und in der Leitung des Literaturhauses Aargau in Lenzburg beteiligt. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen bedacht.

Andreas Neeser legt mit «Nachts wird mir Wetter» einen Gedichtband vor, der ihn einmal mehr als bedeutende Stimme der Schweizer Gegenwartslyrik ausweist. Während er im Zyklus «Zungen» das diffizile Verhältnis von Dialekt und Hochsprache reflektiert, fliessen in «Naturalia» Naturlyrik, Liebeslyrik und autobiografische Lyrik federleicht ineinander. Neesers Gedichte überzeugen durch eine ungemeine Musikalität und berührende, poetisch verdichtete Stimmungsbilder.
Als Kind hab ich Käfer zertreten, die schwarzbraunen Schröter mit Panzer am Rücken und mächtigen Kiefermandibeln; im Obstgarten fanden sie reichlich verrottendes Holz. Wenn sie mahlten und malmten am Schorf, hob ich langsam den Vorderfuß, brachte die Sohle in Stellung und trat auf den Käfer wie Schicksal, ein sinnlos vernichtender Gott.
In Wahrheit, so seh ich das heute, empfand ich das Töten wie Sterben, das Herz schlug im Hemd und im Hals, im zur Waffe erhobenen Schuh. Ich versuchte an Eiscreme zu denken | wenns zuckte im Fuß | hielt ich immer den Atem an, hustete laut.
Lesung und Gespräch
Aufzeichnung Radio SRF2 Kultur