Digitale Korrespondenzen

Die Literatur ist ein Raum, in dem gesellschaftliche und politische Fragen verhandelt und reflektiert werden. Meist geschieht das nicht unmittelbar, doch nicht selten werden Bücher von der Aktualität eingeholt. Um die Vorlaufzeiten der Literaturtage (und der Branche) zu umgehen, nutzen wir dieses Jahr die Flexibilität des digitalen Raumes: Wir nehmen Bücher als Ausgangspunkt, um einzelne Themen und Brennpunkte zu vertiefen, zuzuhören und neue Perspektiven zu erhalten. Die digitalen Korrespondenzen sind ab Mai hier abrufbar.

FATIN ABBAS: ZEIT DER GEISTER

In ihrem Debütroman «Zeit der Geister» (Rowohlt, 2024) bringt Fatin Abbas fünf sehr unterschiedliche Figuren auf dem Grundstück einer NGO im Sudan zusammen. Eine Schicksalsgemeinschaft, bis eine Leiche vor der Tür liegt. Die sudanesische Schriftstellerin erzählt von Hilfspolitik, von menschlichen Schicksalen, von Leid und einem Krieg, der seit einem Jahr wieder akut wütet, aber in den westlichen Medien fast in Vergessenheit gerät. Fatin Abbas ist mit zehn Jahren mit ihrer Familie in die USA geflohen und lebt mittlerweile in Berlin.

📍 LITERATUR.CH
M: Kadiatou Diallo

AYELET GUNDAR-GOSHEN: WO DER WOLF LAUERT

In «Wo der Wolf lauert» (Kein & Aber, 2021) wandert eine israelische Kleinfamilie ins Silicon Valley aus, wo ihr traumhaftes Leben von einem Anschlag auf eine Synagoge erschüttert wird. «Gundar-Goshen beschreibt eindrücklich, was es mit Menschen macht, mit antisemitischen Angriffen konfrontiert zu sein» (Süddeutsche Zeitung) und thematisiert gleichzeitig auch den antimuslimischen Rassismus. Die israelische Autorin und Psychologin setzt sich in ihrem Schreiben und gesellschaftlich unermüdlich für den Frieden ein.

📍 LITERATUR.CH
M: Ana Sobral
Im November 2023 sammelten die Literaturtage Buchtipps zu Palästina & Israel. Entstanden ist eine unvollständige Leseliste, die Perspektivwechsel ermöglicht; eine vielstimmige Vertiefung mit zwischenmenschlichen Geschichten, Grauzonen und Widersprüchen.

OLAF KÜHL: Z. KURZE GESCHICHTE RUSSLANDS, VON SEINEM ENDE HER GESEHEN

«Olaf Kühl schildert ebenso drastisch wie anschaulich den Niedergang Russlands.» (NZZ) Kühl ist Slawist, einer der wichtigsten Übersetzer aus dem Polnischen und Russischen, Autor und langjähriger Osteuropa-Referent der Bürgermeister von Berlin. Mit eigenen Erlebnissen und Beobachtungen an der russischen Botschaft in Berlin oder genauen sprachlichen Analysen von historischen Reden seziert er in seinem Sachbuch «Z: Kurze Geschichte Russlands, von seinem Ende her gesehen» (Rowohlt 2023) die russische Gesellschaft und die Machenschaften Putins.

📍 LITERATUR.CH
M: Eliane Fitzé

SELMA KAY MATTER: GRELLE TAGE

In «Grelle Tage» (Suhrkamp Theater, 2023) jagen Wissenschaftler*innen und geldgierige Dealer*innen nach Mammutkadavern. Die einen wollen die Tiere klonen, die andern das Elfenbein fairtrade verkaufen. Im Rahmen der Möglichkeiten des Szenischen Schreibens findet Selma Kay Matter sprachliche Mittel, um die Klimakrise greifbar zu machen. Ad absurdum.

📍 LITERATUR.CH
M: Fadrina Arpagaus
Das Theaterstück ist eingeladen zur Werkschau. Lesung und Gespräch finden digital statt.